holgerherrmann      nach oben nach unten

Angelica Horn

Die 13. Ausstellung der Kunsttreppe im Hospital zum heiligen Geist

Im Hospital zum heiligen Geist ist ein Treppenhaus dank der engagierten Arbeit von Ärzten und
Förderern in den vergangenen Jahren zu einem etablierten Ort zeitgenössischer Kunst geworden.
Für die Künstler stellt die Kunsttreppe eine Herausforderung dar, sind in dem sich nach oben entwickelnden Raum die Kunstwerke ja auch von höheren oder tieferen Standpunkten aus zu sehen, so daß sich zwischen den Arbeiten ganz andere räumliche Beziehungen als üblich herstellen.

Die 13. Ausstellung präsentiert Bilder von holgerherrmann. Mit seinem Ausstellungstitel ‚nach oben nach unten‘ reflektiert holgerherrmann nicht nur immanente Bewegungstendenzen seiner Arbeiten, sondern auch die Situation des Treppenhauses. Der Künstler nutzt die Situation, indem er an den Querwänden in drei übereinander liegenden Stockwerken seinen ‚langenstücken‘, schmalen hochformatigen Bildern, deren Farbigkeit überwältigt bei gleichzeitig eingehaltener formaler Konsequenz, seine ebenso großen und ebenfalls 2006 entstandenen Holzdrucke gegenüberstellt. Hier sind auf Chinapapier mit leichteren Farbtönen Zeichen menschlicher Gestalt in einen freien Raum gestellt. Wird in den farbmächtigen ‚langenstücken‘ die Dominanz der Vertikalen behauptet, erscheint in den Holzdrucken eine schwebende Bewegung der Silhouetten.

Das Thema der Figur im Raum ist das gemeinsame aller Arbeiten holgerhermanns, so unterschiedlich sie in ihrer medialen Verschiedenheit anmuten. holgerherrmann beschränkt sich in seiner Arbeit nicht auf ein Medium oder auf die Ausformulierung einer bestimmten Bildsprache, sondern untersucht immer neu die Bedingungen künstlerischen Ausdrucks im Rahmen des Tafelbilds. Thema ist die Figur im Raum, die Figur, wie sie ihren eigenen Rahmen und Raum aus sich heraus bildet und wie sie ebenso von dem ihr gegebenen Raum in ihrem Sosein geprägt wird, die Figur, die Raum ja auch verdeckt und die selbst dann noch sichtbar ist, wenn wir sie nicht definieren können und nur einen Farbraum zu sehen scheinen. Was die Arbeiten holgerherrmanns in ihren Untersuchungen zeigen ist der Freiraum menschlichen Handelns, wie er sich im jeweiligen Rahmen realisiert.