Hier schimmern sie nun, die „gedruckten und nicht bedruckten Oberflächen“, auf dünnem leicht transparenten Papier. Allesamt sind es Handabzüge, Unikate, die - auch wenn ein und derselbe Druckstock verwendet wird - immer leicht unterschiedlich ausfallen. Einmal sitzt die Farbe satt glänzend auf dem Papier, ein anderes Mal gibt sie nur Spuren des im hölzernen Druckstock erhabenen Motives preis.
Einmal ist die Vorderseite bedruckt. Auf anderen Bahnen scheint die bedruckte Rückseite durch das dünne, leicht strukturierte Chinapapier und zeigt die seitenverkehrte Variante beziehungsweise einfach die andere Seite des Motives, das uns hier in vielen Facetten, Fragmenten, Einzelteilen begegnet, an uns vorbeidefiliert – oder wir an ihm?
„Défilé. Vom Schimmern gedruckter und nicht bedruckter Oberflächen“ lauten Thema und Untertitel dieser Ausstellung. Es beschreibt präzise und sachlich, was wir hier sehen: Auf langen bedruckten Bahnen, einem Laufsteg nicht unähnlich, scheinen die gedruckten Figuren vor uns auf. Farbige Flächen, kaum fassbare Gestalten, die sich in die verschiedensten Richtungen bewegen. Ein höchst präsenter Spaziergänger mit festem Schritt neben einer widerstrebenden gen Blattrand geschobenen oder geleiteten? Figur, die mit zurückgebogenem Körper dem Druck Paroli bietet.
Was wir sehen, ist eine Figur, ein Schatten, ein Teil einer Figur. Wir sehen aber auch Farben, geometrische Flächen, sehen Oberflächen, eben – wie der Titel sagt – Gedrucktes und nicht Bedrucktes um uns versammelt. Es bevölkert oder füllt ein Blatt oder läßt es leer erscheinen. Die Kompositionen zeigen Schwarzweiß und Farbe als graphische Elemente auf Papier. Sie deklinieren bildhaft immer neue Möglichkeiten künstlerischen Schaffens auf der Oberfläche, um im Dargestellten immer auch das Dahinter, den Bildträger, die Oberfläche und den sie umgebenden Leerraum mitzusehen.
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