„It is an epidemic“, „I belong here“, sind Schlüsselsätze, die wir dort am Ende der Ausstellung lesen. Und wir werden von dort zurückkehren vorbei an den Figuren und Figurenfragmenten und dann vielleicht in ihnen eine weitere Ebene entdecken, bis wir uns erneut einfangen lassen vom Schimmern und Durchscheinen der Farben und Formen auf diesen feinen Chinapapieren, die lose und verletzlich vor der Wand hängen.
Holger Herrmann, in Mainz geboren, lebt und arbeitet seit seinem Studium an der Städelschule in Frankfurt am Main. Ein zweijähriger Studienaufenthalt führte ihn Anfang der 70er Jahre an die Staatliche Hochschule der bildenden Künste nach Hamburg. Der damals viel diskutierte erweiterte Werkbegriff, der den Menschen in das Werk einbezieht und damit den menschlichen Körper zum existentiellen Bestandteil eines Werkes macht, beeindruckte Holger Herrmann nachhaltig. Holger Herrmann ist jedoch auch unermüdlicher Kunstvermittler. Lehraufträge, theoretische und praktische Lehrtätigkeiten begleiten seine berufliche Laufbahn. Er bringt Kunst an die Schulen, wurde einst in Frankfurt zum „Schulkünstler“ ernannt und brachte Kunst in private Wohnungen, indem er ebenfalls in Frankfurt eine Artothek konzipierte und leitete.
Unermüdlich verknüpft er Kunst und Leben, verschränkt Texte und Textfragmente mit Bildern, findet gestalterische Möglichkeiten in der Graphik und in der Malerei, in der Abstraktion ebenso wie in der Figur.
Zur Figur, dem menschlichen, männlichen Körper, findet er immer wieder zurück. Abbild und Sinnbild zugleich, dienen die Gestalten der steten Vergewisserung künstlerischen Schaffens und bilden gleichsam die Basis, den Nährboden für seine graphischen und malerischen „Feld“-Versuche.
Zu dieser hier gezeigten Figurenkonstellation fand Holger Herrmann 2001. Damals schuf er eine Serie von Holzdrucken, denen er den Titel „Obsession“ gab und die ihn bis heute nicht loslassen. Zu sehen sind zwei Gestalten, von denen eine die andere aus der Bildfläche zu führen, zu drängen, zu stoßen scheint. Dazwischen schiebt sich nicht selten ein dunkler Schatten. Dieses Motiv führt Holger Herrmann in den für diese Räume neu konzipierten und großteils eigens gedruckten Holzdrucken weiter. Er hat in den vergangenen Monaten viel gearbeitet, d.h. vor allem gedruckt, um uns diese Vielzahl großformatiger Holzschnitte präsentieren zu können.
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