Dr. Birgit Möckel
holgerherrmann Défilé
Vom Schimmern gedruckter und nicht bedruckter Oberflächen
Sehr geehrte Damen und Herren,
lieber Holger Herrmann!
„Kein Anfang, kein Ende“ lautet eine wiederkehrende Zeile jener Textpassage, die Ihnen mit der Einladung zu dieser Ausstellung zugesandt wurde, oder die sie im schmalen langen Flur vielleicht gesehen oder gelesen haben. Vermutlich nicht zufällig ist der Textstreifen gerade dort platziert, scheint er doch wie geschaffen für das Eingangsdéfilé der Besucher auf dem Weg in diese Ausstellung über das „Schimmern gedruckter und nicht bedruckter Oberflächen“, wie es im Untertitel heißt.
„Kein Anfang, kein Ende“ – das passt als Charakteristikum auch zu jenen Figuren und Figurenfragmenten, die wir in dieser Vielzahl an Holzdrucken um uns versammelt sehen. Auf losen, teils übereinandergehängten dünnen Papierbahnen begegnen sie uns vereinzelt oder verdichtet, einmal als dunkle feste Form, als lichter Schatten, sorgsam konturiert oder als bunte Menge zu einer farbigen Komposition zusammengefasst. Einmal sind die Protagonisten dieses Défilés auf den ersten Blick auszumachen, dann wieder schwer erkennbar, miteinander verwoben, fasrig, zerlöchert, bloße in Holz geschnittene Struktur, gedruckt auf Chinapapier.
Nahezu alle hier präsentierten Holzdrucke sind eigens für diese Präsentation im Kunstforum Mainturm entstanden. Auf den jeweiligen Raum bezogen, vermittelt die Hängung und Zusammenstellung der einzelnen Szenerien ein immer anderes Kapitel eines durchlaufenden Défilés.
Ganz oben im Turm angelangt halten wir inne, um ein Schriftstück zu lesen, das der „Parade“ dieser Figuren eine weitere Seite abgewinnt. Eine fortdauernde Schlacht wird dort beschrieben: Das Nicht- enden-wollen kriegerischer Auseinandersetzungen, Konflikte, die wie eine nicht auszurottende Epidemie die Menschheit begleitet.
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