Angelica Horn

holgerherrmann

(* 1942 in Mainz, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main)

,24. Januar 2002’
, Kaltnadel in Zink auf Bütten, schwarz-weiß, Auflage 6 Exemplare, Ex.: 1/6,
2 Platten je 170 x 100 cm auf zwei Bögen Büttenpapier je 170 x 110 cm; Druck Saalpresse, Schröder und Zeidler, Zehdenick


Figur im Raum

Betritt man die Kunsttreppe des Hospitals zum heiligen Geist, begegnet einem zuerst eine Figur von holgerherrmann. Auf einem großen Blatt steht eine menschliche Gestalt nach vorne gebeugt, so, daß die Rückenlinie mit derjenigen des Hinterkopfes eine Art Rahmen bildet, die Arme reichen nach unten. Von links überstreckt diese Zeichnung gegenläufig die dunklere Form einer Überzeichnung.

Die Arme der Figur greifen nach unten, die eine Hand ist geöffnet wie die Flächen einer Zange. So wirkt diese Figur, als suche sie einen Schatz, oder, als säe sie Samen in den Boden. Dessen Linie ist sanfter bezeichnet vom linken Haufen dunkler Striche her, aus dem die Überzeichnung zu erwachsen scheint. Diese greift zugleich vom linken Rand ins Bild ein. Das Entgegenkommende scheint Ziel und Verlust zugleich.

Beim Näher- und Höhertreten wird deutlicher, daß sich die Linien dieser Kaltnadelradierung, die sich zwischen zwei Acrylplatten befindet, in der Wahrnehmung vom Untergrund lösen. Die Linien werden zu selbständigen Gebilden im Raum. Die Überzeichnung ist keine Überzeichnung der Figur, sondern Modulation deren Körperlichkeit und Kraft, die außerhalb und zwischen ihren Umrissen stattfindet.